Ron Winkler (with translations by JD Schneider) – th

Ron Winkler

(with translations by JD Schneider)

Four Poems

Anschauung to go

Wald ist eine schöne Form von Agglutinierung.

die Bäume zum Beispiel verästeln sich in der Regel

perfekt und wirken trotzdem natürlich.

manchmal bewegt sich etwas zwischen den Zweigen.

meist ist es ein Ding oder eine Art

idyllische Information. ein geflügelter Raum

mit dem Potenzial, weitgehend richtig zu sein.

ich kann dir das gern mal brennen.

worldview, to-go

forest is a pleasant way to agglutinate.

the trees, for instance, branch off perfectly

as a rule and seem nonetheless natural.

occasionally something will twitch between twigs.

in most cases an object or a form

of idyllic information.  a winged space

with potential for extensive correctness.

I’d gladly burn you a copy.

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Novembertage

Novembertage, das sind Vögel,
die sich nicht mehr bestimmen lassen
anhand früher erschienener Bücher,
Pilze, auf der Suche nach Wärme
dicht in die Achselhöhlen von Bäumen
gedrängt, ihre Zaungäste eifernde
alte Männer und Krähen,
vertieft in zahnlose Monologe
über Ernährung im Herbst. ein Regen
gießt dazwischen Hagebuttentee
durch einen Strauch. dahinter
drucken Schiffe schwermütig
ihren Stahl auf den Fluss.
deine Hand zeigt, wie lange noch
das Licht für sie reichen wird.

für Christiane Wohlrab

November days

November days are birds
that refuse to be identified
by any published book,
mushrooms pressed into trees’ armpits
in search of warmth, their onlookers eager
old men and crows
lost in toothless monologues
on autumn nourishment.  a rain
pours among them, rosehip tea
through a shrub.  back there
ships soulfully push
their steel down the river.
your hand indicates how much longer
the light will be enough for them.

for Christiane Wohlrab

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Ideenspiel fortgeschrittener Sommer

lass uns jemand anderes sein und Orte erzeugen,
Fingertreffpunkte, Tauchwälder oder
Wellblechwiesen: das hält eine Zeit lang
beschäftigt – wie Fernschnee zu spielen
gegen die aufsässige Hitze, bis zum Abbruch der Übung
durch einen lauen Schild-des-Achill-Mond
im neu entdeckten Sternzeichen Champagnerglas.

late summer mind game

let’s be someone else and invent places,
finger meeting points, diving woods or
meadows of corrugated tin: this keeps us occupied
awhile—like playing correspondence snow
despite defiant heat, till the game ends
with a lukewarm Shield of Achilles moon
in the newly discovered star sign of a champagne glass.

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Augustschober (-geschiebe)

so findet August statt: drei Maulbeeren
auf die Zunge gelegt, eine alte Sprache
verstopfend, und dann noch die Kopfsprünge
erledigen, ins Pflichtwasser,
unsere zwei Schritt lange Konstitution.

für eine Weile geben wir alles, Wespen
auf unserer Haut, irgendwann kreuzen Gewitter
die stille Einfalt eines zur Schafshitze
gewordenen Tags, in dem wir so ganz ohne
semantische Absicht hecheln.

diese Rorschachblitze: schlohe Gewebe
sagen wir uns, ganz Etymologen,
von Wetter zu Wetter andere Sternbilder deutend,
wir kennen, wir haben reichlich.

und wie selbstverständlich fallen wir aus,
die Heimat im Rücken, ganz Austern des Sommers
in einem der unzweifelhaft einfachen Winde.

August (stucco) haystack

August happens: three mulberries
placed on the tongue, an old language
congesting, not to mention the headfirst plunges
in obligatory water we put up with,
our two part constitution.

for a while we give everything, wasps
on our skin, and sometime cross thunderstorms
the quiet ignorance of the day
sheep get in heat, in which we pant so
utterly without semantic intention.

these Rorschach lightning bolts: cirrus spiderweb
we tell ourselves, outright semanticists,
discerning different constellations depending on the weather.
we recognize we have plenty.

and as if it were obvious we founder,
homeland behind us, and all the oysters of summer
in one of the doubtlessly simple winds.


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